Iridium, Thuraya, Inmarsat – Satellitennetzwerk
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Iridium – Satellitennetzwerk

Das Iridium-Netz hat die Vorwahlen +8816.

Iridium ist ein weltum­span­nendes Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons­system, das aus insgesamt 66 aktiven und 6 Reser­ve­sa­tel­liten besteht, also insgesamt 72 Satel­liten. Ursprünglich waren 77 Satel­liten geplant; 77 ist die Ordnungszahl für das chemische Element Iridium.

Mit Iridium NEXT ist seit Dezember 2018 ein neues Satel­li­ten­netzwerk instal­liert, das mit dem Service Iridium Certus Daten­raten bis zu 700 kbit/s erlaubt und damit Internet und weitere digitale Dienste für spezielle Daten­ter­minals möglich macht. In einer weiteren Ausbau­stufe sind bis 1,4 Mbit/s geplant. Iridium Certus wird nach der Nutzung an Land und auf See (Maritim) unterschieden.

Iridium ist im Zuge der Neuerungen für das weltweite Seenot- und Sicher­heits­funk­system GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) zugelassen worden. Aller­dings ist GMDSS bisher (Stand Januar 2022) nur für ein maritimes Telefon (LT-3100S) verfügbar, die GMDSS-Funktion für die maritimen Certus Terminals der Hersteller Thales, Intellian und Cobham steht noch aus.

Die aktuellen Telefon­mo­delle funktio­nieren weiterhin im NEXT Netzwerk, bieten aber unver­ändert nur 2,4 kbit/s Datenrate.

Der wesent­liche Vorteil eines satel­li­ten­ge­stützten Kommu­ni­ka­ti­ons­systems ist, dass große Flächen ohne terres­trische Stationen abgedeckt werden können. Die Endgeräte (Terminals) kommu­ni­zieren direkt mit den Satel­liten. Der Satel­li­ten­verbund ist über mehrere Gateways (Boden­sta­tionen)  mit den bestehenden erdge­bun­denen Telefon- und Daten­netzen verbunden. Iridium-Geräte können absolut global benutzt werden.

Im Falle von Iridium sind die einzelnen Satel­liten zusätzlich unter­ein­ander durch Inter­sa­tel­li­ten­links (ISLs) verbunden. Eine aktive Verbindung wird solange von Satellit zu Satellit vermittelt, bis sich einer dieser Satel­liten in der Reich­weite eines Gateways auf der Erdober­fläche befindet. Über dieses Gateway findet dann die Verbindung ihren Weg in die terres­tri­schen Netze.

Die Sende­leistung von Mobil­te­le­fonen ist aus gesund­heit­lichen Gründen begrenzt. Um einen Verbin­dungs­aufbau zu ermög­lichen, müssen sich die Satel­liten daher in einer niedrigen Erdum­laufbahn befinden. Die Iridium-Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 780 km in sechs nahezu polaren Umlauf­bahnen (Bahnneigung = 86,4°) mit je elf funkti­ons­tüch­tigen und einem Reser­ve­sa­tel­liten je Bahn. Für die Umrundung der Erde benötigt ein Satellit ca. 100 Minuten, von Horizont zu Horizont ca. 10 Minuten. Aufgrund der polaren Bahnen ist die Versor­gungs­dichte an den Polen besonders hoch. Iridium ist bis heute das einzige Satel­li­tennetz, welches eine Versorgung an den beiden Polkappen garantiert.

Die Kommu­ni­kation mit Iridium ist von jedem Standort auf der Erdober­fläche jederzeit möglich, wenn klare Sicht zum Himmel in alle Richtungen besteht. Um eine einwand­freie, unter­bre­chungs­freie Kommu­ni­kation mit Iridium sicher­zu­stellen, darf kein Objekt ab einem Höhen­winkel von 8,2° die Sicht zum Himmel stören. An einem Standort mit Objekten, die die Faust­regel verletzen, wie zum Beispiel in einer tiefen Schlucht, kann es zu Verbin­dungs­un­ter­bre­chungen kommen. Selbst Sträucher, Bäume, Haus- und Hütten­wände können die Iridium-Kommunikation stören. In einer sehr tiefen Schlucht, in der nur im Zenit unein­ge­schränkte Sicht zum Himmel besteht, ist im schlimmsten Fall über 120 Minuten keine Kommu­ni­kation möglich, da in dieser Zeitphase kein Iridium-Satellit in Sicht­kontakt kommt. Durch die Erddrehung befindet sich nach rund 120 Minuten wieder ein Iridium-Satellit im Zenit.

Obwohl die Netzab­de­ckung von Iridium technisch den weltweiten Einsatz erlaubt, dürfen Iridium-Satellitentelefone in einigen Staaten aus recht­lichen Gründen nicht impor­tiert oder einge­setzt werden (z.B. im Jahr 2021: Indien, Kuba, Nordkorea). Einige Länder erlauben den Import, Export und Betrieb von Iridium-Satellitentelefonen auf ihrem Staats­gebiet nur unter Einhaltung bestimmter Auflagen. In einigen Staaten besteht eine Melde­pflicht für Iridium-Satellitentelefone (z.B. im Jahr 2021: Russland). Vor dem Betrieb, Import oder Export von Satel­li­ten­te­le­fonen ist abzuklären, ob dies gestattet ist und ob eine Melde­pflicht besteht.

Zur Geschichte von Iridium

Die Idee für Iridium wurde 1985 bei Motorola geboren. Es sollte die weltweite Sprach- und Daten­über­mittlung über Satel­li­ten­te­lefone und PDAs ermög­lichen. 1988 stand das Konzept dafür fest, 1991 wurde dann das Unter­nehmen Iridium Inc. gegründet, um das System zu entwi­ckeln und im September 1998 in Betrieb zu nehmen. Der Aufbau des Satel­li­ten­netz­werks kostete 5 Milli­arden USD.

Schon im August 2000 musste Iridium Inc. Konkurs anmelden. Die Satel­liten sollten in die Erdat­mo­sphäre gelenkt werden, um sie gezielt verglühen zu lassen.

Zum 1. Januar 2001 wurde das Iridium-System von der neu gegrün­deten Iridium Satellite LLC übernommen und er kommer­zielle Betrieb am 30. März 2001 wieder aufge­nommen. Die Satel­liten werden von Boeing betrieben und gewartet. Größter Einzel­kunde mit 20% Umsatz­anteil ist das Militär, allen voran das US-amerikanische Vertei­di­gungs­mi­nis­terium. Weitere Nutzer sind Reede­reien, Fluglinien, Wissen­schaftler oder Unter­nehmen aus dem Bereich der Bodenschatzförderung.

2004 wurde mit der Planung eines neuen, „Iridium NEXT“ genannten, Satel­li­ten­netz­werks begonnen. Im Januar 2017 startete die erste Rakete, drei weitere folgten im gleichen Jahr bis zum Dezember 2018 bis alle Satel­liten ausge­tauscht waren und der neue Iridium Certus Service mit Daten­raten bis 700 kbit/s verfügbar war.